Verjüngungskur nach 21 Jahren

Dimitrij Gaas schwingt das Zepter

Niedersächsischer Ringer-Verband (NRV): Übungsbetrieb größtenteils vor Aufbau

Von Jens Burmester

Nienburg / Lüneburg. Nach 21 Jahren hat sich im Niedersächsischen Ringer-Verband (NRV) ein Generationswechsel vollzogen. Die Verjüngungskur ist auf dem inzwischen 45. Verbandstag in Nienburg (5. September 2021) bestens gelungen. In völliger Harmonie und Eintracht saßen die 14 Vereinsvertreter im NRV mit dem Präsidium gut gelaunt trotz „Corona“-Pandemie zusammen und arbeiteten die 20 Tagungsordnungspunkte in vier Stunden ab. Zwischendurch wurden drei längere Pausen an frischer Luft eingelegt, um gestärkt und aufgetankt in der Tagesordnung fortzufahren.

In seinem letzten Bericht konnte der scheidende Präsident Karlheinz Franke (Wilhelmshaven) die üble Virus-Krise nicht verhehlen und lobte die organisatorische Durchführung der Landeseinzelmeisterschaften 2019, denn 2020 lag für die Mattenkämpfer der Wettkampfbetrieb brach. „Der Ringkampfsport steht immer im Vordergrund unserer Arbeit. Lehrgänge, Ausbildung, Turniere und Meisterschaften wurden im Rahmen der Leistungsfähigkeit der Vereine und ihrer Ringer entsprechend durchgeführt“, machte der Präsident deutlich und ergänzte: „Die bisherige, erfolgreiche Integrationsarbeit an der Basis wurde vorgesetzt und durch die Durchführung eines Übungsleiterlehrgangs C Leistungssport Ringen insbesondere für Sportler mit Migrationshintergrund noch verstärkt.“ Des weiteren wurden 2019 83 Pässe neu ausgestellt, etwas weniger als ein Jahr zuvor.
Die „Corona“-Pandemie stellte die 14 Klubs im NRV vor gewaltigen Herausforderungen, die man bis dato vor Beginn des Dilemmas gar nicht kannte. Doch alle Vereine machten das Beste daraus. Und so war man total happy, dass wenigstens in diesem Jahr der Trainingsbetrieb wieder angelaufen ist, wenn auch der Konkurrenzkampf auf der Matte weiterhin ruht. Dennoch steht der NRV im Übungsbetrieb größtenteils vor einem Aufbau, die lange Pause sorgte bei vielen Aktiven für enormen Trainingsrückstand.

Beim Thema Kampfrichter erhitzten sich kurzzeitig die Gemüter, jedoch verlief alles in geordneten Bahnen. Kampfrichterreferent Thomas Strauß (Wilhelmshaven) betonte, dass es verdammt schwer sei, „Nachwuchs“ an Land zu ziehen, doch beim Geld scheiden sich bekanntlich die Geister. „Die Athleten haben das Recht, einen gut ausgebildeten Kampfrichter in der Mitte der Matte zu haben“, betonte Thomas Strauß. Es laufen inzwischen Überlegungen, wie neue Kampfrichter gewonnen werden können.

Nachdem Sigrid Guderjan (Bad Zwischenahn) vor zwei Jahren das Amt der Finanzhüterin im NRV übernahm, musste sie kurz darauf aus gesundheitlichen Gründen ihren Rückzug antreten, der alte Kassenführer Michael Wimmer (Achim) fackelte nicht lange und trat noch einmal an, um die Gelder des seit 74 Jahren bestehenden Verbandes nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 konnte er ein zufriedenstellendes Ergebnis vorweisen. „Die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben scheint auch für die Zukunft gegeben“, freute sich Michael Wimmer.

Dann fieberten die Delegierten mit Spannung den Wahlen entgegen. Zwei heiße Kandidaten für die Nachfolge des Präsidenten wurden präsentiert, eine geheime Wahl gefordert. Um 13.40 Uhr war die Entscheidung auf dem Verbandstag gefallen. Der 40-jährige Dimitrij Gaas (Meppen) gewann deutlich gegen Thomas Strauß (Wilhelmshaven), der seit acht Jahren im NRV-Präsidium mitwirkt. Letztgenannter bleibt weiterhin Kampfrichterreferent. Der neue Präsident, von Beruf Ingenieur für Maschinenbau, gehört seit zehn Jahren dem NRV an und ist Abteilungsleiter Ringen in seinem Heimatverein TV Meppen nahe der niederländischen Grenze. „Ich möchte nicht nur den Nachwuchs fördern, sondern auch mehrere Jugendkämpfe organisieren.“, verspricht der Meppener. Nachfolger für Burkhard Haberland (Achim) als langjähriger Vizepräsident Sport wurde der 50-jährige Thorsten Schuldt (Salzgitter), dem u. a. das Kadertraining und die Präsentation eines neuen Landestrainers für den zurückgetretenen Thorsten Genglas (Salzgitter) zukünftig sehr wichtig sei. Neuer Vizepräsident Finanzen ist jetzt der Wilhelmshavener Dirk Janßen, die Jugend hat Sergej Baal (Quakenbrück) unter seine Fittiche. Für den ehemaligen Referenten Lehrwesen Peter Schuchard (Weyhausen) konnte Atif Öztürk (Salzgitter) im Präsidium begrüßt werden, der auch gleichzeitig Webmaster der neu aufgebauten Homepage des NRV (https://ringen-nds.de) ist. Ewelina Eidinger (Salzgitter) geht als frisch gebackene Frauenreferentin an den Start und nimmt zudem das Ehrenamt als Beauftragte für Prävention sexueller Gewalt im Sport wahr. Den Rechtsausschuss (I und II) bilden zwei alte Hasen: Peter Schuchard und Karlheinz Franke.

Das neue Präsidium des Niedersächsischen Ringer-Verbandes blickt auf dem Verbandstag in Nienburg mit Zuversicht nach vorne (v. r.): Dimitrij Gaas, Dirk Janßen, Ewelina Eidinger, Karlheinz Franke (Ex-Präsident), Thorsten Schuldt, Sergej Baal, Thomas Strauß, Peter Schuchard (Ex-Referent Lehrwesen) und Atif Öztürk. Foto: jb
Die Delegierten vereint an den Tischen auf dem Verbandstag im September 2021 in Nienburg. Foto: A/jb