„Wir sind zwar nicht in der Existanz bedroht, aber die Liquidität wird knapper“

Manfred Schestak und Uwe Laczka erhalten Ehrenmitgliedschaft – Artur Merkosyan neuer Finanzhüter

 

Von Jens Burmester

Diesen Ehrungsreigen hatte es in den vergangenen 24 Jahren nicht mehr gegeben. Jeweils zwei Mitglieder wurden für 70 und 50 Jahre Vereinstreue zur Lüneburger SV geehrt. Doch der Reihe nach: Als die Freie Sportvereinigung Lüneburg (FSL) sich vor 79 Jahren neu gründete, dauerte es noch neun Jahre bis Manfred Schestak und Uwe Laczka der FSL beitraten. Das 81-jährige Duo ist die letzte Generation aus dieser Zeit und bekam auf der jüngsten Jahreshauptversammlung des Integrationsvereins vom Klubvorsitzenden Ralf Pagels die Ehrenmitgliedschaft würdevoll verliehen (19. April 2024). Tosender Beifall von den 64 anwesenden Mitgliedern, davon 59 Stimmberechtigte, die sich respektvoll von den Stühlen erhoben. Die Vereinslegenden sind seit 1954 dem runden Leder verbunden. Letztmalig wurde im Millenniumjahr der damals 88-jährige Willi Rieken gar für 75 Jahre Vereinszugehörigkeit als Ehrenmitglied ausgezeichnet. Ein halbes Jahrhundert sind auch Monika Schwenk (Senioren-Freizeit-Abteilung) und Thomas Burghardt (Fußballsparte) mit von der Partie. Beide erhielten die Ehrenurkunde aus den Händen des 1. Vorsitzenden. Ingrid Blanke konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Versammlung teilnehmen. Die goldene Vereinsnadel und Urkunde nahm Fritz Juschkus vom Organisations-Team der Senioren-Freizeit-Sparte entgegen. Außerdem wurde LSV-Läuferin Paula Heide, die für die Sportgala am 27. April im Libeskind Auditorium an der Leuphana-Universität kandidiert, von Ralf Pagels mit einem Blumenstrauß für ihre sportlichen Erfolge ausgezeichnet. Die 21-jährige Brietlingerin rannte 2023 bei den U 23-Meisterschaften in Göttingen über ihre Spezialstrecke 5.000 Meter, pulverisierte ihre Bestzeit um fast 45 Sekunden, legte eine Zeit von 17:16 Minuten hin und wurde mit einem hervorragenden achten Platz belohnt. Sie schaffte gar in zwei Disziplinen die DM-Quali.

Acht Jahre nach der letzten Erhöhung wurde eine Beitragsanpassung ab 1. Juli bei jeweils vier Gegenstimmen und Enthaltungen beschlossen. Kinder, Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr, Bundesfreiwilligendienst, Rentner, Studenten und Auszubildende zahlen 13,00 € (bisher: 10,00 €), fördernde Mitglieder und Senioren:innen 10,00 €, Erwachsene 20,00 € (vormals: 15,00 €), Familien (bis 3 Personen) 35,00 € und Familien (ab 4 Personen) 40,00 €.

In seinem Jahresbericht hob das 49-jährige Vereinsoberhaupt insbesondere die finanzielle Situation des 431 Mitglieder zählenden Klubs an der Schützenstraße 31 hervor. „Das Wirtschaften fällt schwer. Wir sind zwar nicht in der Existenz bedroht, aber die Liquidität wird knapper“, machte er deutlich. Beiträge, Spenden, Zuwendungen, Mieten und Gastronomie-Erträge bilden die Einnahmeseite. Beiträge an die verschiedenen Sportverbände und Kreissportbund Lüneburg (KSB), Energiekosten monatlich von etwa 850,00 € (Gas) und 500,00 € (Strom), der Unterhalt der Immobilie Vereinsheim, Versicherungen, Renovierungen von Duschen, Küchengeräten, die Instandhaltung und Wartung von zwei Vereinsbussen oder die Auszahlung der Übungsleitermittel stehen im Ausgabenbereich. „Insbesondere stinkt mir die Zwangsabgabe an den KSB. Kein Vertreter ist heute Abend anwesend. Also hat man wohl kein Interesse an uns“, ärgerte sich der 1. Vorsitzende Ralf Pagels und ergänzte: „In Kürze wird die Sanierung der fast 30 Jahre alten Heizungsanlage fällig.“ Beisitzer Jens Dömeland trug den Kassenbericht vor. „Das Geschäftsjahr 2023 schließt mit einem Verlust von rund 10.000,00 € ab. Der Verein hat derzeit keine Verbindlichkeiten“.

Des weiteren machte Ralf Pagels auf die Platzsituation aufmerksam, die keinem der anwesenden Delegierten und Gästen, darunter Lüneburgs Bürgermeisterin Jule Grunau, Uwe Nehring, Sportausschuss-Vorsitzender im Rat der Hansestadt Lüneburg und nicht zu vergessen Präsident Thomas Meyn vom Schützenverein Hagen entgangen ist. „Vor zwei Jahren begannen die Arbeiten auf dem A-Platz, wir bekamen eine Zusage für den B-Platz, dann ein Verbot der Herstellung eines provisorischen Platzes aus für uns nicht recht nachvollziehbaren Gründen“, stellte der Vorsitzende fest. „Es ist kein Trainingsbetrieb möglich. Aufgrund der Zusage der Hansestadt haben wir die Pflege der Nebenplätze eingestellt. Warum sollen wir die Plätze wässern, düngen, vertikutieren, wenn ohnehin alsbald komplett saniert werden soll. Die Areale sind mehr als 50 Jahre alt. Nach der Eröffnung des A-Platzes im Juni 2023 passierte aber nichts. Nicht einmal die Baustraße wurde beseitigt, obwohl Frau John uns auf der Juni 2023-Mitgliederversammlung zusicherte, die Ausschreibung der Arbeiten stünden unmittelbar bevor. Nichts ist passiert“, empörte sich Ralf Pagels. Inzwischen wurde der sog. C-Platz auf Vordermann gebracht, eine Melbecker Baufirma sorgte für zügige Umsetzung der Bespielbarkeit des Areals. Die Fußballabteilung könnte voraussichtlich im August das Training aufnehmen. „Sollten weiter die Planungen von der Stadt nicht umgesetzt werden, folgt nächsten Frühjahr der B-Platz“, so die klare Ansage des Klubchefs in Richtung Jule Grunau. Doch die ehrenamtliche Bürgermeisterin versuchte sich zu rechtfertigen. „Guter Sport braucht gute Trainingsbedingungen. Uns als Stadt ist bewusst, auch wenn wir einige Projekte schon umsetzen konnten, dass hier weiter Luft nach oben ist. Wegen des personellen Engpasses bei der Stadt, der angespannten Haushaltslage und steigender Kosten aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sind einige Projekte auf der Strecke geblieben. Das gilt auch zu unserem Bedauern für die Sanierung der Sportanlage Schützenstraße. Uns ist daran gelegen, dass das Ergebnis qualitativ hochwertige, nachhaltig gute Trainingsbedingungen sind. Auch wenn nicht nach außen sichtbar, hinter den Kulissen arbeitet die Verwaltung weiter daran, die Sanierung schnellstmöglich umzusetzen“.

Abschließend appellierte Ralf Pagels, der 2022 in die zweite Amtszeit als Klubboss startete, an Jule Grunau: „Gehen Sie in den Rat und Ausschüssen und investieren Sie in die Sportanlage in Kaltenmoor. Im übrigen fehlt auch ein Schwimmbad. Das jetzige Sportbad ist für die vier Vereine des Kreisschwimmverbandes Lüneburg zu klein. Auch die Bundeswehr nutzt das Bad. Liebe Stadt, baut Sportplätze und eine Schwimmhalle“.

Bei den Wahlen wurde Wolfgang Niewerth, seit April 2018 2. Vorsitzender, bei drei Gegenstimmen für weitere drei Jahre wiedergewählt. Als neuer Kassenwart des im September 2023 zurückgetretenen Florian Beck fungiert ebenfalls auf drei Jahre der 34-jährige Artur Merkosyan, der in einem amerikanischen Konsumgüterkonzern in Hamburg für die Finanzabläufe zuständig ist. Zudem ist er Akteur in der ersten Fußballherrenmannschaft, die seit August 2023 nach 15 Jahren Pause in der Bezirksliga wieder spielt. Der ehemalige Schatzmeister Dietmar Herres (71) sorgte bis zur Jahreshauptversammlung unterstützend für einen reibungslosen Ablauf der Vereinsfinanzen. Er wird seinen Nachfolger tatkräftig zur Seite stehen. Eugen Schatz ist neuer Kassenprüfer bis 2026, Lars Schmidt wird ebenfalls als Kassenprüfer für ein Jahr eingesetzt. Frank Paketuris bleibt weiterhin Beisitzer. Nach einem Vorstandsbeschluss und der Zustimmung der Mitgliederversammlung wirkt Admin Pepic als vierter Beisitzer im Vereinsvorstand ausschließlich für die Abteilung Fußball mit. Damit kann sich Wolfgang Niewerth komplett auf sein Kerngeschäft die Gastronomie konzentrieren. Bis zur Jahreshauptversammlung nahm der 2. Vorsitzende auch noch im Bereich Fußball verschiedene Aufgaben wahr.

Vereinsvorsitzender Ralf Pagels mit dem neuen Kassenwart Artur Merkosyan (r.). Foto: jb
Bürgermeisterin Jule Grunau Foto: jb
LSV-Chef Ralf Pagels Foto: jb
Thomas Burghardt, Monika Schwenk (beide 50 Jahre Vereinszugehörigkeit), Uwe Laczka, Manfred Schestak (beide Ehrenmitgliedschaft), Läuferin Paula Heide und Vereinschef Ralf Pagels (v. l.) stellen sich dem Fotografen. Foto: jb
Volle Hütte auf der Jahreshauptversammlung im Versammlungsraum. Das Besondere: Mehr männliche als weibliche Mitglieder nahmen teil. Foto: jb
Die Beisitzer Frank Paketuris, Jens Dömeland, Torsten Bahlinger und als neuer vierter Assistent Admin Pepic (v. r.) Foto: jb
Diese Vorlage wurde bei jeweils vier Gegenstimmen und Enthaltungen von den Delegierten abgesegnet.

Protokoll Jahreshauptversammlung vom 19. April 2024

Der Vorstand der Lüneburger SV hatte auf der Vorstandssitzung am 15. April 2024 entschieden, für die Zukunft das Protokoll der Jahreshauptversammlung online (Link „Jahreshauptversammlung“) zu stellen. Diese Niederschrift ist bis zur Mitgliederversammlung 2025 für jedes Mitglied einsehbar. (jb)