Ursprung der Lüneburger Sportvereinigung von 1913

Am 27. Juli 2013 bestand die Lüneburger Sportvereinigung von 1913 (LSV) 100 Jahre. Seinen Ursprung hatte die LSV in der Arbeiter-Turnerschaft Lüneburg (ATL). Der Verein wurde am 26. Mai 1894 gegründet und schloss sich dem 1893 gegründeten Arbeiter-Turner-Bund (ATB) an.

Nach der Revolution von 1848 in den deutschen Landen nahm die Turnbewegung einen enormen Aufschwung. Die Bewegung wurde so stark, dass sich die Turnvereine 1861 zur Deutschen Turnerschaft (DT) vereinten.

Durch die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen in den folgenden Jahren im Bürgertum (Bourgeoisie) und in der Arbeiterschaft (Proletariat) und den damit verbundenen Klassenkämpfen, kam es zur Spaltung in der Turnbewegung. Mit dazu trug der Aufruf des DT-Vorsitzenden Theodor Georgii (Foto) 1883 in der Deutschen Turnzeitung bei: „Alle Sozialdemokraten und sonstige verderbliche Elemente“ aus der DT und ihren Vereinen auszuschließen. So kam es zur Gründung des Arbeiter-Turner-Bundes (ATB) am 21. / 22. Mai 1893 in Gera. In den Tagen um den 8. bis 12. Juni 1919 änderte sich der Name des Bundes in Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB).

Die Anfangsjahre der ATL waren mehr als schwer. Als Turnmöglichkeit diente anfangs ein Schuppen, später ein Gasthaus-Saal. Schwierigkeiten wurden dem Verein aufgrund der damaligen politischen Situation in allen Bereichen von der behördlichen Obrigkeit gemacht. Dennoch wuchs der Verein. Heimlich wurden Jugendliche aufgenommen, ein Spielmannszug, eine Damenriege und Knabenabteilung gegründet. 1908 wurde in Oedeme (Am Heidkamp) ein fünf Morgen (12.500 m²) großes Gelände gepachtet und in Eigenhilfe zu einem „Sportplatz“ ausgebaut.

Fußball hatte bis dahin keine Bedeutung in der ATL, obwohl ab 1901 der Fußballsport in Lüneburg durch die Gründung mehrerer Fußballvereine immer mehr Interesse in der Bevölkerung fand. Das ist auch in einem Protokoll von 1902 festgehalten. Dort ist nachzulesen, dass der Antrag zur Anschaffung eines Fußballs abgelehnt wurde. Für diese neue Sportart sah man auf Dauer keine große Zukunft.

Vermutlich wurden dann doch in den Jahren 1911 und 1912, nachdem der Sportplatz in Oedeme fertiggestellt war, in der ATL die ersten Fußball-Versuche durch eine Turnermannschaft unternommen, die aber noch nicht den nötigen Durchbruch erzielte. Hierzu eine Anmerkung: Am 21. August 1904 fand ein Spiel zwischen FK Britannia und FK Hohenzollern statt (0:2). Später tauchte mit der Gründung der Freien Sportvereinigung Lüneburg (FSL) eine Mannschaft mit dem Namen „Bretania“ auf. Ob eine Verbindung zur ATL bestand ? Vielleicht lagen dort schon die Wurzeln des Fußballspiels in der ATL. Aufgrund der Animosität zu Großbritannien war eine Nähe zu diesem Land damals verpönt. So könnte es von dem Namen Britannia zur Bretania gekommen sein. Vermutlich wurde 1908 eine Fußballmannschaft / der Fußballklub Bretania gegründet.

Als Gründungsdatum für die FSL wurde in der FSL-Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der 22. Juni 1913 genannt. In der Satzung vom 18. August 1945 stand aber der 27. Juli 1913. Für die ATL wurde als Gründungsdatum der 15. Mai 1894 in der ATL-Festschrift zum 60-jähriigen Bestehen genannt. In einer Abschrift der Chronik und in der Satzung stand aber der 26. Mai 1894.

Am 27. Juli 1913 war es soweit: In der ATL wurde eine Fußball-Abteilung gegründet. Die Gründung hing wohl auch damit zusammen, dass im Sommer 1913 Bewegung in die Durchführung von Fußball-Serienspielen kam. Ein Rundschreiben (des dritten Kreises im ATB) an die Vereine, in dem sie zu reger Mitarbeit aufgefordert wurden, hatte als Anfang einen durchaus guten Erfolg. 14 Vereine wollten sich an den Serienspielen beteiligen. Der Fußballabteilung gehörten Adolf Röber und Hermann Müller an. Die Spieltracht (Trikot) war grünes Hemd und schwarze Hose. Über einen geordneten Spielbetrieb lagen keine Unterlagen vor. Serien-Punktspiele wurden in dieser Zeit noch nicht ausgetragen. Soweit Spiele vereinbart worden sind, fanden sie sicherlich gegen die Arbeitervereine Hamburg statt.

Die ATL gehörte als Arbeiterverein dem ATB und nicht dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dem Norddeutschen Fußball-Verband (NFV) an. Im Juni 1919 änderte der Bund seinen Namen in ATSB. Der Bund gliederte sich in 16 Kreise, die wiederum in Bezirke. Vier Kreise bildeten jeweils einen Verband. Die Bezirke waren in Gruppen aufgeteilt.

Der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918) machte erst einmal alle Hoffnungen auf Fußballwettkämpfe um Tore und Punkte ein Ende. Nach Ende des Ersten Weltkrieges (11. November 1918) lebte die Fußballabteilung der ATL wieder auf. Das erste Spiel nach Kriegsende fand am 19. März 1919 auf dem ATL-Platz statt. Die erste Mannschaft gewann gegen den FSV Vorwärts Schiffbek mit 3:1 (Hinspiel: 4:0), die zweite Herren trennte sich 1:1.