Sportbeirat krempelt die Ärmel hoch

jb Lüneburg. „Der Stellenwert des Sportbeirates scheint nicht zu stimmen. Offensichtlich werden wir nicht richtig wahrgenommen.“ Mit diesen Worten machte Hartmut Deja (Präsident MTV Treubund Lüneburg), Sprecher des Lüneburger Sportbeirates, den anwesenden 16 Vereinsvertretern die momentane Situation dieser freiwilligen Arbeitsgemeinschaft aller 55 Lüneburger Sport- und Schützenvereine deutlich. Nur zehn Vereine fanden den Weg in das LSV-Klubheim, um aktuelle Themen auf der Jahresversammlung des Gremiums zu beleuchten (19. November 2015). „Heute Abend sieht man, welchen Stellenwert der Sportbeirat hat“, machte Deja unmissverständlich deutlich.

Statt Trübsal zu blasen, richtete Hartmut Deja zusammen mit seinem stellvertretenden Sprecher Uwe Walther (Präsident VfL Lüneburg) den Blick nach vorn. Denn Frustschieben liegt dem Duo und seinen Beiratsmitgliedern Hans-Werner Heitsch, Manfred Leptien und Erwin Rose (verhindert) nicht. Anpacken und gemeinsam mit den Vereinen die Zukunft im Sport gestalten, ist die Devise. Nicht zu vergessen: Es gibt viele Aufgaben zu lösen und Herausforderungen zu bewältigen.

Und so war allen schnell klar, dass der Flüchtlingsstrom in Deutschland das beherrschende Thema ist, aber auch die Integration, Ganztagsschule oder die frühkindliche Entwicklung. „Es ist nicht einfach, Sport und Ganztagsschule zu verbinden“, betonte Hartmut Deja. Insbesondere die rückläufigen Zahlen von Kindern im Alter zwischen sieben und 14 Jahren, die einem Sportverein beitreten wollen, bereiten dem Beiratssprecher arge Bauchschmerzen. „Was passiert, wenn Kinder die Sportvereine nicht mehr aufsuchen ?“ Nicht nur die Sportstudios sind eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Sportvereine, auch die  Zahl der Ehrenamtlichen ist erschreckend gesunken. Deja: „Die Anforderungen sind um das Doppelte gestiegen“. Das bedeutet: Noch mehr Hauptamtliche, dadurch kommen die Vereine in finanzielle Engpässe und müssen letztendlich ihre Mitgliedsbeiträge erhöhen.

Einig waren sich alle Anwesenden, dass der vor 37 Jahren gegründete Lüneburger Sportbeirat nicht das Handtuch wirft, sondern weiterhin Flagge gegenüber der kommunalen Politik und Verwaltung zeigt.

So wurde auch über den aktuellen Stand der Hallen- und Sportplatzsituation in Lüneburg berichtet. Thomas Wiebe, Bereichsleiter Bildung, Jugend und Soziales bei der Hansestadt Lüneburg und erster Ansprechpartner der „neuen“ städtischen Bildungsdezernentin Pia Steinrücke (zu Gast auf einer Bürgerversammlung), betonte, das u. a. eine neue Zweifeld-Sporthalle zwischen den Berufsbildenden Schulen und dem Johanneum sowie eine weitere Zweifeldhalle im östlichen Teil des Lüneburger Stadtteils „Hanseviertel“ entstehen wird. Gleichzeitig machte Wiebe auch auf die Flüchtlingssituation in der Hansestadt aufmerksam. So seien bis Oktober 2015 331.226 Erstanträge gestellt worden. 2016 muß die Hansestadt 462 Flüchtlinge, die vorwiegend aus Syrien, Afghanistan und dem Irak kommen, aufnehmen. 161 davon sind bereits untergebracht. 2015 waren es noch 138, 2013 wurden 122 Flüchtlinge aufgenommen. Abschließend stellte Hartmut Deja die Frage: „Welche Dienstleistung können wir zur Verfügung stellen ?“ Eine Antwort, die nicht leicht zu beantworten ist.

Der Lüneburger Sportbeirat

  • Gründung: 24. Februar 1978
  • freiwillige Arbeitsgemeinschaft aller Lüneburger Sport- und Schützenvereine (Interessenvertretung)
  • keine Rechtskraft
  • kein eingetragener Verein
  • keine Untergliederung des Kreissportbundes
Sportbeiratssprecher Hartmut Deja (vorne) zusammen mit Vereinvertretern sowie dem stellvertretenden Beiratssprecher Uwe Walther (3. v. l.), LSV-Vorsitzenden Ralf Pagels (2. v. l.) sowie Fachbereichsleiter der Hansestadt Lüneburg Thomas Wiebe (4. v. l.). Foto: jb
Hans-Werner Heitsch, Hartmut Deja, Uwe Walther und Manfred Leptien (v. l.) gehören dem Lüneburger Sportbeirat an. Es fehlt Beiratsmitglied Erwin Rose. Foto: jb