Fehlender Nachwuchs birgt enorme Risiken für Stadtteilarbeit – Holpriger, unfallträchtiger Weg ein großes Ärgernis
Die katastrophale Platzsituation auf dem Vereinsgelände des Integrationsvereins Lüneburger SV (LSV) ist dem aktuellen Vorstand seit Jahren ein Dorn im Auge. Seit mehr als sechs Jahren dümpelt der rund 514 Mitglieder zählende Verein an der Schützenstraße 31 ohne zählbaren Erfolg durch die Verantwortlichen der Hansestadt Lüneburg im Ungewissen. „Wir haben viel Geduld und Verständnis für die notwendigen Planungs- und Bauprozesse aufgebracht. Der erste Bauabschnitt (A-Platz | Schulsportplatz Kaltenmoor) konnte abgeschlossen werden, jedoch wurde uns zugesichert, dass sich daran unverzüglich der zweite Abschnitt mit Stehtraverse und Übungsplätzen anschließen werde. Diese Zusage ist bis heute nicht eingelöst“, ärgert sich Vereinsvorsitzender Enis Karahan.
Der Vorstand fordert die städtische Verwaltung auf, die Sanierungsarbeiten an den Sportplätzen verbindlich zu konkretisieren. Klubchef Enis Karahan hatte am 12. September einen sog. „Brandbrief“ ans Rathaus gesendet und erwartet eine klare und verbindliche Rückmeldung bis zum 1. November zu folgenden Punkten: 1. Wann beginnen die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt ? 2. Sind die Ergebnisse der Probebohrungen ausgewertet und welche Konsequenzen ergeben sich daraus ? 3. Wie sieht der Zeitplan für Ausschreibung, Bau und Fertigstellung aus ? 4. Bis wann ist der Abschluss der gesamten Sanierungsarbeiten vorgesehen ? Auch wurden der Vorsitzende Kreissportbundes Lüneburg Philipp Meyn, der Sportbeirat um ihren im Mai 2025 gewählten Sprecher Jens Niemann und die Mitglieder des Sportausschusses im Rat der Hansestadt über das Schreiben des Vereinsvorsitzenden benachrichtigt. Apropos Sportausschuss: Am Dienstag, 23. September, erfolgte die Wahl eines neuen Vorsitzenden im Sportausschuss des Rates der Hansestadt Lüneburg für den zurückgetretenen Uwe Nehring (SPD). Sein Name: Thomas Dißelmeyer von der SPD-Fraktion.
Des weiteren beschäftigt die Vereinsleitung auch die desaströsen Trainingsbedingungen. Sie gefährden über kurz oder lang nicht nur den Fortbestand des siebentgrößten Stadtvereins im Kreissportbund Lüneburg (KSB) sondern auch das Sport- und Freizeitangebot in den Stadtteilen Kaltenmoor und Neu Hagen. Das Prekäre: Kinder und Jugendliche haben momentan keine adäquaten Plätze, dadurch ist der Mitgliederschwund nicht mehr aufzuhalten und last but not least sorgt fehlender Nachwuchs für empfindliche Nachteile für die Stadtteilarbeit. Daher fordert die LSV von der Hansestadt für die Übergangsphase eine nicht unerhebliche Summe als Entschädigungsaufwendung pro Quartal, um die Kosten für Trainingsplatzverlegungen, entgangene Mitgliedsbeiträge und ausbleibenden Mitgliederzuwachse auszugleichen. Ein großes Ärgernis im Vereinsvorstand ist der holprige, gefährliche und unfallträchtige Weg (Baustraße) vom Vereinsheim (Umkleidekabinen) bis zum A-Platz. Da die LSV die Verkehrssicherheitspflicht trägt, ist diese verheerende Lage nicht mehr zumutbar.
Rückblick | Der Kontakt zwischen der Hansestadt Lüneburg und dem Integrationsverein Lüneburger SV ist jüngst wieder aufgenommen worden. Vereinschef Ralf Pagels und sein 3. Vorsitzender Dennis Lauterschlag fanden sich zu einem konstruktiven Gespräch am 19. Februar 2025 mit sechs Vertretern der städtischen Behörde Am Ochsenmarkt zum Thema „Sportplatz Kaltenmoor“ ein. Seitens der Hansestadt saßen u. a. Matthias Rink (Stadtkämmerer und Sport- und Kulturdezernent), Florian Beye (Bereichsleiter Sport) und Maja Lucht (Fachbereichsleitung für Liegenschaften und Gebäudemanagement) am Tisch. Dabei wurde deutlich, dass die im August 2024 veröffentlichte Ausschreibung zur Wiederherstellung der B- und C-Plätze (inklusive Flutlicht, Stehtraversen und Strom) gestoppt wurde. Grund ist die gesetzliche Pflicht zur Prüfung der Möglichkeit einer Geothermie-Nutzung. Geothermie bezeichnet die in der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie und die ingenieurtechnische Nutzung und kann zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung eingesetzt werden. Seitens der Verwaltung wurde vorgeschlagen, diese Flächen auf Geothermie-Nutzung zu prüfen, wobei die Avacon die Areale mitnutzen könnte.
Falls geeignet, wird die Geothermie-Nutzung etwa ein Meter unter der Erde installiert. Der Fußballplatz bleibt darüber erhalten, ähnlich einer Fußbodenheizung. Vorteile für die LSV: B- und C-Platz werden vollständig neu aufgebaut, keine Schäden mehr durch Maulwürfe und eine neue Drainage- und Beregnungsanlage wird installiert. Nachteil: Die Bauzeit verlängert sich. Kurzfristige Maßnahmen sind eine Vorort-Begehung zur Feststellung der nächsten Schritte. Nicht zu vergessen die gedankliche Vorbereitung auf notwendige Ergänzungen wie Flutlichtanlage für die B- und C-Plätze, Toilettencontainer für den A-Platz und eine kurzfristige Herstellung des sog. „Käfigplatzes“ (kleine Grünfläche neben dem Klubheim), bevor die Probebohrungen beginnen.
Zum aktuellen Stand: Die Avacon hat die Probebohrungen am 27. Juni 2025 abgeschlossen. Diese sind nötig, um zu ermitteln, ob die Geothermie auch wirtschaftlich umsetzbar ist. Dazu Lüneburgs Stadtoberhaupt Claudia Kalisch (Bündnis 90 / Die Grünen): „Warum denken wir genau jetzt über Geothermie nach, wo doch ihre Plätze saniert werden sollen ? Ich muss dazu kurz etwas zur kommunalen Wärmeplanung sagen. Diese ist uns von Bund & Land gesetzlich vorgeschrieben, aber sie ist auch ein wichtiger Schritt, den wir als Stadt nicht nur machen müssen. Den wollen wir auch machen, um eine klimaneutrale, regionale Energieversorgung unserer Stadt zu erreichen. Nun steht die kommunale Wärmeplanung kurz vor dem Abschluss. Die Entwurfsfassung wurde jetzt im Umweltausschuss vorgestellt: Grünflächen gezielt für die Nutzung von Geothermie zu untersuchen, womit auch insbesondere Sportplätze in den Fokus geraten. Meine Zusage heute ist, dass die Sanierung ihrer Sportplätze für mich hohe Priorität hat und diese ohne Zeitverzug eingetaktet wird, sobald uns die Ergebnisse der Probebohrungen vorliegen“.
Erst danach kann festgestellt werden, ob die Fläche für Geothermie geeignet ist. Während der Probebohrungen soll der C-Platz weiterhin bespielbar bleiben, soweit es die Arbeiten zulassen. Nach den Bohrungen wird der Platz vorübergehend instandgesetzt, damit er bis zum Baubeginn der Avacon genutzt werden kann. Falls eine Geothermie-Anlage gebaut wird, soll diese bis Ende 2025 fertiggestellt sein. Erst danach kann mit dem Neubau der Plätze begonnen werden. Ein Spiel- und Trainingsbetrieb wäre frühestens ab Mitte 2026 realistisch – Verzögerungen nicht ausgeschlossen. Die Ausschreibung der Stadt muss entsprechend neu erstellt werden. Vor der Sanierung wird geprüft, ob die Fläche für Geothermie geeignet ist. Dafür sind zwei Probebohrungen geplant. Die erste Bohrung erfolgt links vom Gehweg vor dem C-Platz (Baufeld ca. 6 mal 6 Meter) und die zweite wird hinten auf dem B-Platz dicht am Zaun zur Anne-Frank-Grundschule durchgeführt. Beide Arbeiten werden so abgewickelt, dass der C-Platz unbeschädigt bleibt. Die Probebohrungen werden bis zu einer Tiefe von etwa 200 m durchgeführt. Sollte sich die Fläche als geothermiegeeignet erweisen, würden die Plätze in einem Raster abgebohrt, um eine effektive Nutzung der Erdwärme zu ermöglichen. Vom 7. bis 21. Juli 2025 erfolgten von der Neetzer Firma Sven Hansen Wasser- und Brunnenbautechnik Messungen durch eine Wärmepumpenanlage mit einer Erdsonde, um die Größe des Sondenfeldes festzulegen. Die Ergebnisse werden zeitnah veröffentlicht.
Falls es zu Verzögerungen kommt, sollten Kompromisse zur Verbesserung der Vereinsanlage angestrebt werden wie beispielsweise Anbindung des Vereinsheimes an das Geothermie-System, den Bau einer kleinen Pumpstation mit angegliederten Garagen für den Verein und die Erneuerung der Aufpflasterung zum A-Platz.
Einschätzung und Fazit: Trotz Verzögerung ergibt sich eine Chance, hochwertige, moderne Plätze zu erhalten. Der Verein muss jedoch weiterhin mit provisorischen Lösungen für etwa 1,5 Jahre umgehen. Die Hansestadt wird gebeten, verbindlichere Aussagen zu treffen, um auf der Jahreshauptversammlung (25. April) eine klare Kommunikation der Situation zu ermöglichen. Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch war auf der Mitgliederversammlung mit Maja Lucht. Letztendlich wurde darauf hingewiesen, dass man alle Hebel in Bewegung setzt, um die Geothermie zu prüfen. Mit der Fertigstellung der beiden Plätze könnte voraussichtlich im Herbst 2026 (ohne Geothermie) oder 2027 (mit Geothermie) gerechnet werden. (jb)






