Einer der Letzten aus der Gründerzeit

Ehrenmitglied Otto Frahm: „Sein Tod berührt uns sehr“

Alt Garge / Lüneburg. 21 Tage nach seinem 95. Geburtstag und die Ernennung zum Ehrenmitglied der Lüneburger SV ist Otto Frahm am Freitag, 2. September, im Senioren- und Pflegeheim „Elbuferpark“ in Alt Garge friedlich eingeschlafen. Der Verstorbene war einer der Letzten aus der Gründerzeit der LSV aus der Fusion Freie Sportvereinigung Lüneburg (FSL) und Hagener SV (HSV) vor 51 Jahren.

Der Vorstand und die Mitglieder des Integrationsklubs an der Nahtstelle zwischen den Stadtteilen Neu Hagen und Kaltenmoor trauern um ein herausragendes Mitglied, das seines Gleichen sucht. „Otto Frahm war mehr als 60 Jahre ein verdientes Mitglied unseres Vereins, dem wir sehr viel zu verdanken haben. Sein Tod berührt uns sehr. Der Familie und seinen Angehörigen sprechen wir hiermit unser aufrichtiges Beileid aus. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten“, sagt Ehrenvorsitzender und langjähriger Weggefährte Manfred Schestak. (jb)

Geburtstagskind Otto Frahm (95) zum Ehrenmitglied ernannt

Von Jens Burmester

Lüneburg. Max Schmeling wird Europameister im Halbschwergewicht, der Reichstag verabschiedet das Mutterschutzgesetz, die Stadt Frankfurt / Main verleiht erstmals den Goethepreis, der offizielle Beitritt Deutschlands zum Ständigen Internationalen Schiedsgerichtshof in Den Haag oder Kampfverbände der Nationalsozialisten und Kommunisten liefern sich in Berlin blutige Straßenschlachten – nur einige geschichtsträchtige Ereignisse des Jahres 1927. Genau in dem Jahr, am 12. August vor 95 Jahren, erblickte Otto Frahm das Licht der Welt, und zwar 365 Tage nach Gründung des Hagener Sportvereins (HSV). Nur wenige Menschen schaffen bis heute dieses im wahrsten Sinne biblische Alter. Herzlichen Glückwunsch Otto und für das neue Lebensjahr vor allem viel Gesundheit !

Der leidenschaftliche Fußballfan, der nicht aktiv die Fußballschuhe schnürte, trat 1959 der Freien Sportvereinigung Lüneburg (FSL) bei und wurde auf der Jahreshauptversammlung am 28. Januar 1962 zum 2. Vorsitzenden gewählt (bis 1963), neben dem ebenfalls neu ins Amt berufenen Otto Wiechert als 1. Vorsitzenden. An ihn kann sich der Geehrte gut erinnern: „Otto hatte ein Friseurgeschäft. Wenn ich meine Haare schneiden wollte und andere Kunden saßen bereits vor Ort, kam ich sofort dran“.

Zwei Tage nach dem 50-jährigen Bestehen der FSL am 23. Juni 1963 wurden verdienstvolle Mitglieder ausgezeichnet, unter ihnen mit der silbernen Vereinsnadel Otto Frahm. Mit dem 1964 zum 1. Vorsitzenden gewählten Herbert Thiering war Otto Frahm bestens aus FSL-Fußballzeiten befreundet. „Kritik konnte Herbert überhaupt nicht ab, aber als Torwart ein Vorbild“, entsinnt sich das älteste Mitglied der Lüneburger SV.

Dann schreiben wir das Jahr 1971, Otto Frahm ist 44 Jahre alt: Die Gründung der Lüneburger Sportvereinigung (LSV) aus der Fusion FSL und HSV am 17. Juli. An die Gründungsfeier in der Schützenhalle Hagen nahm das Urgestein des heute knapp 500 Mitglieder zählenden Klubs teil. „Der damalige FSL-Vorsitzende Ulrich Bernhard lebt heute noch“, stellte der weitgehend rüstige Otto Frahm kurz und bündig fest.

Am 29. Juli 1971 wurde Otto Frahm zum ersten Kassenwart der LSV gewählt. Der Handelsvertreter für delikate Kaffeesorten, leidenschaftliche Camper musste fünf Jahre später, am 24. August 1976 das Ehrenamt an Dieter-Jörg Kohlmeyer aus beruflichen Gründen abgeben. Nichtsdestotrotz hielt Otto Frahm seiner LSV stets die Treue und trat oftmals als großzügiger Gönner für den Verein in Erscheinung. Er machte aber nie ein großes Aufsehen um seine Person, zog lieber im Hintergrund die Fäden und ist bis zum heutigen Tag nicht nur einer der letzten Mitglieder aus der LSV-Gründerzeit, sondern stets bodenständig, ruhig, hilfsbereit, freundlich und kameradschaftlich. Zudem nahm die Vereinslegende in den vergangenen rund 20 Jahren an zahlreichen Veranstaltungen der Senioren-Freizeit-Abteilung teil.

Als Krönung seines Lebenswerkes: Die Ehrenmitgliedschaft auf der Jahreshauptversammlung am 22. April 2022. Jedoch konnte das sympathische Klubmitglied aus gesundheitlichen Gründen nicht daran teilnehmen. Vor kurzem fand der 95-jährige ein „neues Zuhause“ im Senioren- und Pflegeheim „Elbuferpark“ in Alt Garge, einem Ortsteil der rund sechs Kilometer südöstlich gelegenen Stadt Bleckede.

Dort wurde ihm an seinem 95. Geburtstag (12. August 2022) vom amtierenden 1. Vorsitzenden Ralf Pagels im Beisein des Ehrenvorsitzenden und langjährigen Weggefährten Manfred Schestak sowie Vorstandsmitglied Jens Burmester offiziell die Urkunde übergeben. Zu Tränen gerührt, nahm er die Auszeichnung für mehr als 60 Jahre Klubverbundenheit würdevoll entgegen. Nach der höchsten Vereinsehrung saß das Trio in trauter Runde auf der kleinen Terrasse der Pflegeeinrichtung und schwelgte in Erinnerung. Und Otto Frahm blühte sichtlich auf und machte deutlich: „Das waren noch Zeiten. Leider ist alles vorbei.“

26. Mai 2010: Die Senioren der LSV machen Pause auf der Roßtrappe bei Thale im Harz. Mit dabei Otto Frahm (hinten mit weißem Cappy. Links daneben Fritz Juschkus). Foto: A/jb
Klubchef Ralf Pagels (l.) und Ehrenvorsitzender Manfred Schestak mit Ehrenmitglied Otto Frahm. Foto: jb
Ein Bild mit Symbolcharakter zeigt die fünf Fußball-Kultfiguren vereint auf dem Sportplatz des Thomasburger SV im November 2019 (v. r.): Otto Frahm, Manfred Schwenk, Manfred Schestak, Jürgen Karges und Dieter Harneit Foto: A/jb
Juli 2018: Monika Schwenk, Otto Frahm und Cheffahrer Klaus Witte (v. l.) genießen erstmal die Pause auf der Tagestour durch die Vier- und Marschlande im Südosten Hamburgs. Foto: A/jb
26. Mai 2010: Otto Frahm mit seiner Bekannten Lilo Nabel (r.) und Seniorenmitglied Edith Lüneburg beim Mittagessen im Lokal auf der Roßtrappe. Vorne: Fritz Juschkus vom Orga-Team der Senioren-Freizeit-Abteilung. Foto: A/jb
(Quelle: Landeszeitung - Ausgabe vom 16. August 2022)
(Quelle: LÜNEPOST- Ausgabe vom 17. August 2022)
(Quelle: Landeszeitung - Ausgabe vom 24. September 2022)