Ehre, wem Ehre gebührt
Preisverleihung „Angekommen“ für Integrationsarbeit
Von Jens Burmester
Hannover / Lüneburg. Glückseligkeit in der Vorstandsetage der Lüneburger SV (LSV). Für die seit 24 Jahren erbrachte Integrationsleistung wurde der heute rund 500 Mitglieder starke Klub (mehr als 50 verschiedene Nationalitäten) mit dem Preis „Angekommen“ durch die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler:innen Editha Westmann im Neuen Saal des HCC (Hannover Congress Centrum) ausgezeichnet (8. September 2022). Verbunden mit dieser Ehrung ist ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro für die integrative Jugendarbeit. Die kasachischen Tanztrainerinnen Anastasija Pissetski (36) und Valeria Sablina (23) von der Abteilung Aerobic & Tanzen sowie LSV-Vize Wolfgang Niewerth freuten sich über die respektvolle Anerkennung der Vereinsjugendarbeit im Rahmen der Integration, die im Beisein von LSB-Vorstandsvorsitzender Reinhard Rawe und Moderator Sören Traulsen über die Bühne ging. Vor der Preisverleihung wurde das ehrenamtliche Wirken der beiden Protagonistinnen in einem Kurzfilm und von dem Laudator Reinhard Rawe gewürdigt. Valeria Sablina machte dabei auf die Teilnahme an den verschiedenen Tanzfestivals mit unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten aufmerksam. Beide sehen die Sprache und die Auseinandersetzung mit der Kultur ihrer neuen Heimat als Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Die LSV ist für sie eine zweite Familie.
Für Editha Westmann ist Belobigung „Angekommen“ klar definiert. „Wer ankommen will, braucht ein Ziel. Ankommen bietet Perspektiven und Ziele“. Des weiteren betonte die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler:innen, das Vorurteile über Spätaussiedler im Keim erstickt werden müsse. „Die Integration der Spätaussiedler:innen in Niedersachsen ist eine Erfolgsgeschichte. In den letzten Jahrzehnten haben in unserem Bundesland rund 350.000 Deutsche mit ihren Angehörigen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion ein Zuhause gefunden. Infolge des aktuellen Ukraine-Krieges steht diese Preisverleihung unter einem besonderen Zeichen. Die Hilfsbereitschaft so vieler Niedersachsen gegenüber den Menschen in und aus der Ukraine ist überall wahrzunehmen“, stellte Editha Westmann fest.
In seiner Laudatio würdigte Reinhard Rawe die Mischung der Nationalitäten in der Tanzgruppe „Randevu“. „In einem Stadtteil Lüneburgs mit hohem Migrationsanteil ist dieser Verein für sie wie eine Heimat. Und sie, Anastasija Pissetski und Valeria Sablina, sind die tragende Säule ihres Vereins. Es ist ehrenwert, sie zu ehren. Insbesondere müssen wir uns stärker mit der Vergangenheit der Spätaussiedler auseinandersetzen“, betonte der LSB-Vorstandsvorsitzende und ergänzte: „Die beiden Tanztrainerinnen haben mit viel Fingerspitzengefühl dafür gesorgt, dass viele Kinder und Jugendliche den Weg in die LSV fanden und sich weiterhin vorbildlich in der Sparte engagieren“. Die meisten Mitglieder der Tanzabteilung kommen aus Lüneburgs größtem Stadtteil Kaltenmoor mit rund 10.000 Einwohnern und etwa 70 verschiedenen Nationalitäten.
In seinem Vortrag ging Reinhard Rawe auch auf das Thema Integration ein. Mit dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ ist eines der beiden Förderprogramme, mit denen der Landessportbund Niedersachsen (LSB) das Engagement vor Ort unterstützt. Bereits 1989 im Jahr des Mauerfalls startete das Projekt „Sport für Aussiedler, 12 Jahre später folgte die Implementierung des Projektes „Sport gegen Gewalt, eine Aktion, die 2001 auch das Vereinsmotto war. Zielgruppen des seinerzeit vom Bundesinnenministerium und vom LSB unterstützten Projektes über Aussiedler hinaus waren auch Ausländer und sozial benachteiligte Jugendliche. Nicht zu vergessen, dass die Lüneburger SV in den Jahren 2004, 2005,
2006, 2007, 2009, 2010 und 2011 anerkannter Stützpunktverein im Bundesporgramm „Integration durch Sport“ war. Entscheidend ist u. a. das in den Sportgruppen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft bewegen, die Trainingssprache deutsch ist, man sich an den Wünschen der Zielgruppe orientiert und im Netzwerk arbeitet. Der Startschuss für die Integrationsarbeit fiel am 1. Februar 1998 mit der Ringen. (jb)