Dem Himmel so nahe

40 fröhliche Senioren erkunden Baumwipfelpfad in Bad Harzburg

Von Jens Burmester

Bad Harzburg / Lüneburg. „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Dieses Zitat des deutschen Dichters Matthias Claudius nahmen sich 40 bestens gelaunte Oldies der Senioren-Freizeit-Abteilung auf ihrer ersten Tagesfahrt in diesem Jahr nach Bad Harzburg sehr zu Herzen (24. April 2019). Erstmals gab es keine festen Programmpunkte, der Baumwipfelpfad Harz war zwar das Highlight, ansonsten hatte jeder genügend Zeit zum Shoppen, Flanieren oder in einem der zahlreichen Restaurants und Cafés die Seele baumeln zu lassen. Und bei Sonnenschein pur und Temperaturen um 23 Grad Celsius die perfekte Tour.

Der Startschuss in das höchste Gebirge Norddeutschlands begann ein wenig holprig. Der Reisebus kam mit 30 Minuten Verspätung, Cheffahrer Klaus Witte holte das rote Gefährt aus Hamburg, die Mitarbeiter in einer Werkstatt hatten schlichtweg die Uhrzeit für die Fertigstellung einer neuen Frontscheibe verpennt. Klaus Witte zeigte sich hartnäckig, und das zahlte sich letztendlich aus. Couragiert trudelte er gegen 8.20 Uhr am Vereinsheim der Lüneburger SV ein, zehn MInuten später hieß es: Abfahrt Richtung Harz, über die B 4 bis Niedersachsens zweitgrößter Stadt Braunschweig und von dort auf die A 36 über Wolfenbüttel nach Bad Harzburg. Ankunft an der Kurzparkzone der Seilbahn zum Großen Burgberg der rund 22.000 Einwohner zählenden Kleinstadt: 11.20 Uhr. Während der Busfahrt begrüßte Fritz Juschkus vom Organisations-Team erstmals den Ehrenvorsitzenden der Lüneburger SV, Manfred Schestak, der zudem von 1999 bis 2009 als 1. Vorsitzender die Geschicke des Stadtvereins lenkte.

Und dann ging es auch schon los: Der Baumwipfelpfad am Fuße des Burgbergs ist der einzige in Deutschlands zweitgrößtem Bundesland. Der gut 1.000 Meter lange und zwischen acht und 22 Metern hoch gelegene lange Pfad zieht sich durch alte Baumkronen des Kalten Tals. Von dort hatte man einen herrlichen Blick auf den Nationalpark Harz und konnte sich an 52 Erlebnisstationen, einer Abenteuerbrücke und einem Glassteg viel Wissenswerte über Natur, Umwelt, den Urknall, Holzwirtschaft oder die Heimatgeschichte informieren. Insgesamt wurden für dieses einmalige Bauwerk gut 750 Tonnen Stahl verbaut, soviel wiegen etwa 500 Elefanten.

Der eine oder andere Oldie der Senioren-Freizeit-Sparte hatte auch die Möglichkeit, mit der Seilbahn auf den Großen Burgberg (483 m) in nur drei Minuten zu fahren. Oben angekommen, bot sich ein Panorama, das seines gleichen sucht. Die bekannte Harzburg, die Ruine einer ehemaligen Kaiserburg, zog so manchen Touristen magisch an, an einem Abschnittsgraben mit Brücke grüßte der germanische Sachsengott „Krodo“, das Rundturm-Fundament lud zum Verweilen ein und die 19 Meter hohe Canossasäule auf dem Burgberg mit dem Bismarck-Portrait fand bei Geschichtsinteressierten Anklang. Denn während der Reichstagssitzung am 14. Mai 1872 zog der erste Reichskanzler des Deutschen Reiches Otto von Bismarck nachdem das Wort „Unfehlbarkeitsdogma“ (päpstliche Unfehlbarkeit) fiel, eine Parallele mit dem Canossa-Gang. Daraufhin hieß es in der Sitzung: Nach Canossa gehen wir nicht. Der geschichtsträchtige „Gang nach Canossa“ war der Bußgang König Heinrich IV (Dezember 1076 bis Januar 1077) zur Burg Canossa in Oberitalien. Dort traf Heinrich IV auf Papst Gregor VII. Der König wollte die Lösung vom Kirchenbann erreichen.

Nach dieser kleinen historischen Exkursion in die Vergangenheit ging es von der Bergstation wieder ins Tal, dort angekommen, schlenderten die Senioren gemütlich am Märchenwald für Kinder vorbei und sie ließen es sich nicht nehmen, noch einmal das stählerne „Naturwunder“ Baumwipfelpfad zu bestaunen, bevor die Abfahrt nach Lüneburg eingeläutet wurde. Viele Oldies nutzten noch einen kleinen Abstecher zur Sole-Therme. Um 15.30 Uhr setzte Klaus Witte seinen Bus in Bewegung, um 17.56 Uhr erreichten die 40 Senioren gesund, glücklich und mit vielen Eindrücken aus Bad Harzburg das Vereinsheim der LSV.

Der eine oder andere wird noch im Freundes- und Bekanntenkreis vom Wipfel-Pfad, Wipfel-Spaß und Wipfel-Wissen schwärmen. Dann richten sich die Blicke bereits nach vorne, denn am 22. Mai steht das kulinarische Buffet auf dem Veranstaltungskalender. Darauf freuen sich alle, wenn in trauter Runde diniert wird.

Die Canossasäule Foto: jb
Die LSV-Touristen stellen sich zum Erinnerungsfoto am Burgberg-Center kurz vor der Heimreise auf. Foto: jb
Geschafft: Bei strahlendem Sonnenschein steigen die Oldies aus dem Reisebus in der Kurzparkzone von Bad Harzburg. Foto: jb
Immer dem roten Pfeil nach ... Foto: jb
Die stählerne Konstruktion des Baumwipfelpfades Foto: jb
Manfred Schwenk vom Organisations-Team, seine Frau Monika Schwenk und Bärbel Banse (hinten v. l.) mit drei "Familienmitgliedern" der Senioren-Freizeit-Abteilung im kreisförmigen Zugang zum Baumwipfelpfad. Foto: jb
Schwindelfrei sollte man schon sein. Foto: jb
Eine von 52 Erlebnisstationen erklärt hier den Urknall. Foto: jb
Blick auf den Abschnittsgraben mit Brücke und Krodofigur auf dem Burgberg. Foto: jb
Am Rundturm-Fundament auf dem Burgberg genießt man die Natur in aller Ruhe. Foto: jb
Ein wunderschöner Blick vom Burgberg auf die rund 22.000 Einwohner zählende Stadt Bad Harzburg. Foto: jb
Fritz Juschkus (l. mit weißem Hut) genießt mit seinen Senioren an diesem Tisch die Gemütlichkeit pur. Foto: jb