Von Bernd Rothardt
Bei der Mehrtagefahrt der Senioren-Freizeit gab es in diesem Jahr Änderungen. Es war diesmal keine 5- sondern eine 6-Tage-Fahrt mit Abfahrt am Sonntag und fand schon Anfang Mai statt (7. bis 12. Mai 2023). Unser Ziel war das Morada-Hotel in Klausdorf am Mellensee. Das liegt im Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg, eine Stunde südlich von Berlin, und nach Potsdam ist es von dort auch nicht weit. In dieser Gegend hat sich in den letzten hundert Jahren viel neuere deutsche Geschichte ereignet. Das Orga-Team hatte, mit Unterstützung von weiteren Mitgliedern der Senioren-Freizeit, wieder ein interessantes und umfangreiches Programm vorbereitet.
Diesmal ging es am Sonntag, den 07. Mai, um 09.30 Uhr am Vereinsheim der LSV los. Pünktlich startete der rote Bus mit dem angestammten Team Klaus und Annegret Witte.
Abb. 1
Die Hinfahrt führte uns über die A 2, wo wir an der Gedenkstätte Marienborn einen längeren Stopp einlegten. Dort gab es nach einer Mittagspause einen geführten, sehr interessanten Rundgang durch die ehemalige DDR-Grenzübergangsstelle (GÜST) Marienborn. Diese ist jetzt in Teilen eine Gedenkstätte der deutschen Teilung bis 1990.
Abb. 2
Danach setzten wir unserer Fahrt fort und erreichten gegen 16.30 Uhr unser Hotel in Klausdorf.
Das Highlight am Montag war eine rund vierstündige Boots-Rundfahrt rund um Potsdam, der Landeshauptstadt Brandenburgs. Die Stadt erstreckt sich über viele Inseln und liegt an mehreren Seen. Mit dem Schiff „MS Sanssouci“ fuhren wir über den Templiner See, Schwielowsee, Großer Zernsee, Göttinsee, Schlanitzsee und Jungfernsee einmal rund um die Stadt.
Abb. 3
Am Nachmittag war in Potsdam noch Zeit, das Holländische Viertel der Stadt zu erkunden. Dort wurde auch das eine oder andere Eis oder Kaffee und Kuchen verputzt.
Dieses Viertel ist eine geschichtliche Sehenswürdigkeit. Es besteht aus vier Karrees mit etwa 150 Backsteinhäusern im holländischen Stil mit weißen Fugen, Fensterläden und zum Teil geschwungenen Giebeln. Erbaut wurde das Ensemble zwischen 1734 und 1742 für holländische Handwerker, die König Friedrich Wilhelm I. – der Soldatenkönig – nach Potsdam geholt hatte. Ende der 1980er Jahre befand sich das Quartier in einem traurigen Zustand. Erst die politische Wende ermöglichte dann die Sanierung des Holländischen Viertels.
Am Dienstag ging unsere Tour das erste Mal nach Berlin, wo wir in zwei Gruppen eine umfangreiche Führung mit sachkundigen Erklärungen durch den Reichstag machten. Dabei wurden auch der Plenarsaal und die gläserne Kuppel mit ihrer Aussicht über Berlin eingehend in Augenschein genommen.
Abb. 4 und 5
Anschließend ging es ins Nikolaiviertel. Dieses Viertel in Berlin-Mitte, an der Spree, ist das älteste Siedlungsgebiet der Hauptstadt. Im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, wurde es 1980 bis 1987 im Auftrag des Magistrats von Ost-Berlin anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt wiederaufgebaut.
Mittwoch stand eine Rundfahrt mit einem örtlichen Reiseleiter durch den Brandenburger Bereich des Flämings, einer historisch gewachsenen Kulturlandschaft, auf dem Plan. Der Fläming erstreckt sich von östlich Magdeburgs über mehr als 100 Kilometer bis in die Niederlausitz zum Fluss Dahme, einem Nebenfluss der Spree unterhalb Berlins. Es ist ein dünnbesiedeltes Gebiet mit sehr viel „Gegend“ drumherum. Auf dieser Rundfahrt lernten wir auch wieder einige Orte der neueren deutschen Geschichte näher kennen. Rund um den Ort Zossen befanden sich im Zweiten Weltkrieg umfangreiche, teilweise auch verbunkerte, Liegenschaften der deutschen Wehrmacht. Früher Sperrzone, heute Ausflugsziel. In den Ortsteilen Waldstadt und Wünsdorf haben sich von August 1939 bis 1945 in den Bunkeranlagen „Maybach I“ das OKW (Oberkommando der Wehrmacht) und in „Maybach II“ das OKH (Oberkommando des Heeres) befunden. Direkt daneben lag der Bunker „Zeppelin“, die militärischen Nachrichtenzentrale. Auch viele Kasernenanlagen befinden sich auf dem 600 Hektar großen Gelände.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die dortigen Anlagen und Gebäude von der Sowjetarmee übernommen, die 1954 dort das Oberkommando der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) stationierte. Hier lebten etwa 65.000 russische Soldaten und Zivilisten; es war die größte Garnison der Roten Armee außerhalb der Sowjetunion. Sie wurde auch verbotene Stadt genannt. Der Begriff „Verbotene Stadt Wünsdorf“ bezieht sich auf diese Zeit der russischen Besatzung bis 1994. Während heute in dem Gebiet nur einzelne Bereiche noch durch Zäune gesichert sind, war damals das komplette Gelände umzäunt und das Betreten für die allgemeine deutsche Bevölkerung der DDR verboten. Seit dem Abzug der Truppen der sowjetischen Westgruppe im Jahr 1994 wird das Gelände zivil genutzt und die Bunkeranlage ist in großen Teilen ein Museum. Wir befuhren das Gelände auf einem sicheren Rundweg mit dem Bus, da noch viele Altlasten im Boden schlummern.
Weiter ging die Fahrt nach Kummersdorf. Dort errichtete die preußische Armee ab 1875 einen Artillerieschießplatz. Im März 1914 beobachtete Kaiser Wilhelm II. dort eine „dicke Bertha“ der Firma Krupp in Aktion. Später betrieb dann die deutsche Wehrmacht bis 1945 auf dem Gelände ein Entwicklungs- und Erprobungszentrum für neue Waffensysteme und Ausrüstung. So entwickelte hier unter anderem Wernher von Braun – bis zur Verlegung 1936 nach Peenemünde – die Flüssigkeitsraketentriebwerke A1 und A2.
Auf einem Teil dieses Areals errichtete die DDR 1957 den Flugplatz Sperenberg für die Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte. Seit Juni 2007 steht das gesamte Gelände unter Denkmalschutz.
Auch weitere interessante Orte wurden auf dieser Rundtour durch die Niederlausitz angefahren. So das Museumsdorf Baruther Glashütte und die fast vollkommen erhaltene, mittelalterliche Stadt Luckau unweit des Spreewaldes.
Abb. 6
Am Donnerstag stand eine weitere Rundfahrt, noch einmal durch unsere Hauptstadt Berlin, auf dem Programm. Auf dieser wurden uns durch die sachkundigen Erklärungen von Hans-Jürgen Dietrich und unserem Busfahrer Klaus Witte viel interessante Details der Stadtgeschichte gezeigt. Auch war hierbei ein längerer Stopp am Bahnhof Zoo eingeplant, um die Gedächtniskirche, das Kaufhaus des Westens (KDW) und andere touristische Sehenswürdigkeiten zu besuchen.
Abb. 7
Am Freitag war die schöne Zeit schon wieder um und es ging nach einem ausgiebigen Frühstück auf die Heimreise. Diese wurde wieder von einer Mittagspause in Wittstock an der Dosse unterbrochen, wobei wir das dritte Mal in Folge das Restaurant „Markt 11“ zum Mittagessen besuchten. Am Nachmittag erreichten wir, nach interessanten Tagen und voll mit vielen neuen Eindrücken, wieder unseren Startpunkt in Lüneburg