Hitzeschlacht beim Schwimm-Marathon

jb Amelinghausen / Lüneburg. Zweimal nahm die Schwimm-Abteilung der Lüneburger SV am 24-Stunden-Schwimmen teil – das war 2013 und 2014. Doch dann reifte bei Schwimm-Abteilungsleiterin Britta Pakturis und ihrem Mann Frank der Gedanke, ein solches Event selbst auf die Beine zu stellen. Gesagt, getan. Vor gut einem Jahr begannen die Vorbereitungen zu diesem beliebten Schwimm-Marathon, bei dem es nicht um Zeit, vielmehr um geschwommene Meter geht. Also mußte zuerst der Veranstaltungsort und ein Termin gefunden werden. Das Ergebnis: Das idyllisch gelegene Waldbad Amelinghausen. Datum: 4. und 5. Juli 2015.

Frank Paketuris nahm Kontakt mit der Gemeinde Amelinghausen auf und führte zahlreiche Gespräche. Die Familie Paketuris legte sich mächtig ins Zeug, auch die Söhne Nico und Marcel packten tatkräftig mit an. Es mußten beispielsweise Startkarten für die Teilnehmer, Pokale oder Sponsoren organisiert werden und vieles andere mehr. Auf der LSV-Jahreshauptversammlung im März 2015 machte Britta Paketuris deutlich, dass viele Bahnenzähler benötigt werden. Spontan boten die American Footballer, die Lauf- und Fußballsparte ihre Hilfe an. Und so hielten alle Wort. Viel Arbeit steckte in dieser Veranstaltung. Und als die Meteorologen auch noch super Wetter prophezeiten, war das Familien-Quartett so richtig happy.

Wir schreiben Sonnabend, 4. Juli 2015, 4.30 Uhr: Bei Familie Paketuris klingelt der Wecker. Aufstehen. Noch einmal werden systematisch die Abläufe durchgegangen. Hoffentlich nichts vergessen. Im Gegenteil: Alles perfekt organisiert. Die Temperaturen erreichen schon jetzt 24 Grad Celsius. Was niemand weiß: Es soll der heißeste Tag seit 1923 werden. Der Vereinsbus plus Anhänger ist voll gepackt. Und ab geht es in den romantischen Heideort vor den Toren der Hansestadt Lüneburg. Um sieben Uhr treffen die Organisatoren am Waldbad ein, der Aufbau beginnt, denn spätestens um 10 Uhr erfolgt der Startschuß.

Es ist 9.15 Uhr, Eingang Waldbad: Die Freibadbesucher treffen im Minutentakt ein, der Song „Es war Sommer“ des erfolgreichsten deutschsprachigen Rock- und Popmusikers Peter Maffay erklingt aus den Lautsprecherboxen. Passend zur Jahreszeit. Die Temperaturen klettern mittlerweile auf die 30 Grad-Marke, eine Hitzeschlacht ist unausweichlich. Eine Besucherin: „Schau mal, wir werden mit Musik begrüßt“. Fetensound DJ „Lutz“ aus Amelinghausen heizt im wahrsten Sinne des Wortes die Sonnenhungrigen mit Liedern der Neuen Deutschen Welle mächtig ein.

Inzwischen haben auch die Bahnenzähler ihre Plätze eingenommen, die Startkarten im Häuschen von Schwimmmeister Manuel Pfenning liegen bei Nico Paketuris und Tim Wolff bereit. Das Duo erfasst jeden Teilnehmer, den Jahrgang, die geschwommenen Meter und zeichnet für die Auswertung verantwortlich. Das erfordert bei diesen suptropischen Temperaturen höchste Konzentration.

LSV-Vereinschef Ralf Pagels und Otto Ehlbeck, stellvertretender Samtgemeindebürgermeister, warten auf ihren Einsatz. Punkt zehn Uhr heißt es: Das erste 24-Stunden-Schwimmen der LSV-Schwimmabteilung ist eröffnet, nachdem Ehlbeck die Besucher begrüßte und Ralf Pagels vom Startblock sechs mit einem fulminanten Kopfsprung ins Schwimmerbecken springt und somit symbolisch für seinen Verein den Startschuß legt. Dafür schwimmt er dann auch zweihundert Meter.

Die Teilnehmer an diesem Event treffen zu unterschiedlichen Zeiten ein. Nach knapp zwei Stunden sind es bereits 38, gegen 12.30 Uhr schon 60, um 15.45 Uhr 95, die Zahl 100 sollte bald geknackt sein. Letztendlich nehmen an diesen 24 Stunden 137 Besucher teil. „Eine recht ordentliche Zahl, wenn man bedenkt, unter welchen klimatischen Verhältnissen dieses Event steht“, betonte Frank Paketuris.

Spannend auch die geschwommenen Meter. Eine kleine Chronologie: 12.30 Uhr (7.000 m), 13.15 Uhr (9.000 m), 13.40 Uhr (10.000 m), 14.50 Uhr (12.400 m), 15.35 Uhr (15.000 m), ca. 17.00 Uhr (20.000 m).

Die Gesamtstrecke aller Schwimmer betrug 604.550 Meter.

Der am weitesten angereiste Schwimmer war der 37-jährige Sascha Auer aus Waldbüttelbrunn, einer knapp 5.000 Einwohner zählenden Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Würzburg. Er gehört zum „Team Warmduscher“, die sich über das Internet organisiert und somit auf diese Veranstaltung aufmerksam wurde. Auer entpuppt sich als Dauerschwimmer. Er zieht eine Bahn nach der anderen und schafft am Ende 32.000 Meter und wurde Zweiter vor dem Erstplatzierten Felix Müller, der mit 35.000 Metern die längste Gesamtstrecke männlich schwimmt.

Das Wetter hält, was es verspricht. Allerdings zieht am 4. Juli gegen 21 Uhr ein Gewitter auf und das 24-Stunden-Schwimmen muß für gut zweieinhalb Stunden unterbrochen werden. Es hatte auch ein Gutes: Die Teilnehmer bekommen ein wenig Abkühlung. Endlich mal durchschnaufen. Britta Paketuris ist ständig im Einsatz, an Schlaf wohl kaum zu denken. Sie zieht gnadenlos durch. Doch am Sonntag, 5. Juli, merkt man ihr die Anstrengungen an. Das geht an die Substanz. „Es war positiver Streß. Mein Mann, meine Kinder und ich hatten viel Freude. Uns hat es allen sehr gefallen. Wir möchten uns an dieser Stelle beim Team Waldbad, der Gemeinde Amelinghausen und den vielen Helfeshelfern, allen voran Rüdiger Ludwig, für ihre Unterstützung bedanken“, machte Britta Paketuris deutlich. Ludwig, auch als Kampfrichter für die Schwimmsparte im Einsatz, erfreute Schwimmspartenleiterin Britta Paketuris mit den Worten: „Ich werde euch als Helfer am Beckenrand unterstützen.“

Ein extrem engagierter Helfer war jemand, der eigentlich mit dem Schwimmsport nun gar nichts zu tun hat. Er schwört eher auf die Musik. Sein Name: Sebastian Meyer, Schlagzeuger und Mitbegründer des Vakuum e. V. in Bad Bevensen, ist ein Arbeitskollege von Frank Paketuris. Er weiß genau, was solch eine Veranstaltung für die Ehrenamtlichen bedeutet. Nämlich: Viel Arbeit vor und nach dem Event. Und so stand Meyer als Helfer zum Aufbau am Sonnabendmorgen ab 7.00 Uhr bereit und kam extra am Sonntag zum Abbau wieder zurück ins Waldbad. Zwischenzeitlich kühlte er sich dann auch auf einer Strecke von 700 Metern ein wenig ab.

Bei der Siegerehrung gab es für die Teilnehmer Urkunden, Medaillen, Pokale.

  • jüngste Teilnehmerin: Merle Leidenberger (4) aus Lüneburg: 100 m
  • jüngster Teilnehmer: Hans Wetzling (100 m)
  • älteste Teilnehmerin: Jutta Möckel (2.900 m)
  • ältester Teilnehmer: Heinrich Hartmann (3.500 m)
  • Alexa Steep (LSV): 2.000 m (Bronzemedaille und Pokal)
  • Amelie Ropella (LSV): 4.400 m
  • Liz Ludwig (LSV): 7.000 m
  • Erik Steep (LSV): 11.000 m
  • Kristina Steep (LSV): 11.700 m
  • Martin Zimmer (LSV): 12.500 m

Schon jetzt darf man gespannt sein, ob 2016 Teil zwei des 24-Stunden-Schwimmens über die Bühne geht. Dann wieder in der „Krone der Heide“ ?

LSV-Chef Ralf Pagels hebt zu einem unvergessenen Kopfsprung im Waldbad Amelinghausen ab. Damit war die Veranstaltung offiziell eröffnet. Foto: jb
DJ "Lutz" interviewt die Organisatoren Britta und Frank Paketuris mit Schwimm-Nachwuchs Liz Ludwig. Foto: jb
Kaye Lomas (mit Sonnenbrille), Abteilungsleiterin American Football, und Footballspieler Marc Brammer sowie LSV-Schwimmmitglied Monika Ludwig fungieren als Bahnenzähler zum Auftakt des 24-Stunden-Schwimmens.. Foto: jb
Martin Junk (1. Fußball-Herren-Trainer), LSV-Vize Jens Dömeland, LSV-Geschäftsstellenleiterin Petra Weise und 1. Herrenspieler Iwan Witenbek (v. r.) hatten am Abend ihren Einsatz als Bahnenzähler. Foto: jb
Die Teilnehmer schwammen und schwammen. Denn jeder Meter zählte. Foto: jb
Zeigten gute Ergebnisse beim Schwimm-Marathon (vorne v. l.): Erik Steep, Liz Ludwig, Amelie Ropella, Alexa Steep, Larissa Graf, Johanna Graf; (hinten v. l.): Marcel Paketuris, Martin Zimmer und Kristina Steep Foto: jb
Sascha Auer Foto: jb
Manuel Pfenning Foto: jb
Rüdiger Ludwig Foto: jb
Nico Paketuris (l.) und Tim Wolff waren für die Schwimmeraufnahme und die Auswertung verantwortlich. Foto: frank paketuris
Allmählich füllt sich die Liegewiese im Waldbad Amelinghausen. Foto: jb
Der LSV-Vereinsbus wird nach der Veranstaltung wieder vollgepackt. Foto: jb
Vorstand und Schwimmabteilung der Lüneburger SV bedanken sich recht herzlich bei den hier aufgeführten Sponsoren.
(Quelle: Landeszeitung - Ausgabe vom 7. Juli 2015)