Jens Burmester legt Amt als Integrationsbeauftragter frustriert nieder
Von Holger Remus (Landeszeitung)
Lüneburg. Jens Burmester hat sich seit Jahren um das Projekt „Integration durch Sport“ als Integrationsbeauftragter der Lüneburger SV verdient gemacht, jetzt ist für ihn Schluss. „Der bürokratische Aufwand steht in keinem Verhältnis mehr“ schimpft der 52-jährige, der aber auch betont: „Ich habe mein Amt zwar niedergelegt, die Gruppen in der LSV bestehen aber weiter. Ich hoffe, dass sich ein Nachfolger findet.“
Im Jahr 1989 hieß es noch „Sport mit Aussiedlern“, seit 2002 „Integration durch Sport“: Hier ist die LSV mit ihrem 50-prozentigen Anteil an Ausländern aus aller Herren Länder einer von derzeit 42 Stützpunktvereinen in Niedersachsen – in Hansestadt und Kreis Lüneburg einzigartig. Sie betreuen integrative, aus Bundesmitteln geförderte Sportangebote, die über den Landessportbund (LSB) auf Antrag verteilt werden. Die LSV bietet da seit 1998 Ringen (derzeit 25 Aktive) und seit 2004 Aerobic & Rhythmischer Tanz (derzeit 20) an. Seit September 2008 kümmerte sich Jens Burmester, als Schriftführer und Pressewart auch im LSV-Vorstand, um die Aussiedler und Ausländer, war ihr Ansprechpartner, beantragte Zuschüsse, machte die Abrechnung und war regelmäßig in Hannover auf der LSB-Geschäftsstelle bei seiner Ansprechpartnerin als Landes-Koordinatorin, Jennifer Osthus.
„Da kommen einige Stunden über die Jahre zusammen. Obwohl ich es gerne gemacht habe, hat mir einiges schon immer missfallen. Aber jetzt ist das Maß voll“, hat Burmester die Zusammenarbeit „wegen zu großer Bürokratie“ beendet. Dabei hatte er ein neues Projekt in der LSV noch angestoßen: „Radfahren für Migrantinnen“ im Alter von 18 bis 60 Jahren. „Frauen in arabischen Ländern können nicht Radfahren, viele lernen es hier in Deutschland kennen“, erklärt Burmester. Das Angebot wurde gut angenommen – die dafür nötigen Helme und Fahrräder, die er teils auch über Versteigerungen erwarb, musste er aber aus seinem Vereinsetat Integration erst einmal vorfinanzieren, dann die Fördersumme beantragen.
Ein langwieriges, umständliches Verfahren. „Jedes Jahr wieder aufs Neue Formulare, die ich teils schon mehrfach ausgefüllt habe: Genaue Teilnehmerzahl, Herkunftsland der Teilnehmer, ob Aussiedler oder hier geboren, dazu regelmäßig ein Sachbericht über die Aktivitäten der Abteilung. Natürlich muss auch jede Ausgabe im Detail belegt und begründet werden. Und dann bekommt man noch Ärger, wenn nur Kopien, keine Originale eingereicht werden, obwohl man seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeitet“, so Burmester zu seiner Demission.
„Wahrscheinlich werden die Sportler darunter leiden müssen, zum Beispiel durch Kürzung von Übungsstunden – Fahrtkosten für die Teilnahme an Turnieren und Meisterschaften müssen sie ja ohnehin selbst tragen – ein Unding.“
(Quelle: Landeszeitung – Ausgabe vom 6. Oktober 2011)