Stätte der Begegnung mit Parkcharakter

Von Jens Burmester

Es ist das „Tor zur Welt“ und verbindet 950 Häfen in 178 Ländern. Die Rede ist von Hamburg. 44 Oldies der Senioren-Freizeit-Abteilung waren hellauf begeistert von der ersten Tagesfahrt in die zweitgrößte deutsche Stadt mit rund 1,9 Millionen Einwohnern, die in 104 Stadtteilen leben (13. März 2024). Wie gewohnt startete der knallrote Reisebus mit dem bewährten, ortskundigen und allseits bei den Oldies beliebten Cheffahrer Klaus Witte mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau Annegret vom Vereinsheim gen Stadt an den Mündungen von Alster und Bille in die Unterelbe. Ganz nebenbei: Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit und ist wirtschaftlich als auch wissenschaftlich von Bedeutung – so in der Luft- und Raumfahrttechnik, Informationstechnik, Biowissenschaften und als renommierter Medienstandort. Touristische Anziehungspunkte sind u. a. auch die fünf Hauptkirchen, darunter der berühmte „Michel“ (St. Michaelis), das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der legendären Reeperbahn, die Binnenalster, Elbphilharmonie oder die moderne HafenCity.

Erste Anlaufstelle nach gut 40 Minuten Fahrtzeit war die frühere Insel Steinwerder, die am Zusammenfluss der Norderelbe mit dem Köhlbrand liegt. Von dort machten sich die Oldies auf den Weg in den Alten Elbtunnel unter der Norderelbe. Seit 1911 verbindet die 426 Meter lange Unterführung Steinwerder mit den Landungsbrücken im Stadtteil St. Pauli. Kurzum: Es ist der kürzeste Weg zwischen Hafen und Herz der Hansestadt. Eine gute dreiviertel Stunde vergnügten sich die Senioren an Landungsbrücken mit Blick auf die Elbe, dem 2017 eröffneten Konzerthaus Elbphilharmonie, schlenderten die Jan-Fedder-Promenade entlang und waren fasziniert von dem im August 1896 vom Stapel gelaufenen dreimastigen Frachtsegelschiff „Rickmer Rickmers“, das heute ein Museums- und Denkmalschiff ist.

Anschließend fuhr die „Oldiefamilie“ in das rund 12 Kilometer entfernte Ohlsdorf, genauer gesagt zum größten Parkfriedhof der Welt und Hamburgs größter Grünanlage mit einer Fläche von ca. 389 Hektar, 202.000 Grabsteinen, 400.000 Verstorbenen. Karin Karsten-Licht begleitete die LSV-Touristen während der Busfahrt als ausgewiesene und fachkundige Friedhofsexpertin über das fulminante Gelände, deren Erschließungswege eine Gesamtlänge von etwa 80 Kilometer haben, dazu 17 Kilometer Straße sowie 22 Haltestellen für HVV-Busse. Einziartig ist dieser Friedhof, der nicht nur Begräbnisstätte und Parkanlage ist, sondern auch eine Stätte der Begegnung und über die Stadtgrenzen Hamburgs hinaus geschätztes Kulturdenkmal ist. Der Architekt Wilhelm Cordes wurde 1876 von der Stadt mit der Ausarbeitung des Generalplanes und die Umsetzung des Ohlsdorfer Friedhofes beauftragt. Am 1. Juli 1877 erfolgte die Einweihung, zwei Jahre später wurde Cordes zum Friedhofsverwalter ernannt und 1898 stieg er zum Friedhofsdirektor bis zu seinem Tod 1917 auf. Die Senioren zeigten sich beeindruckt u. a. von dem Gemeinschaftsgarten für Mensch und Tier, dem Kolumbarium (ursprünglich für Taubenschlag), ein oberirdisches Bauwerk zur Aufbewahrung von Urnen und Särgen und einem angegliederten Krematorium. Während der Tour über das Areal wurde an drei prominenten Grabstellen ihnen die Ehre erwiesen: Helmut Schmidt (fünfter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, der 2015 verstarb), der 2022 verstorbene Uwe Seeler, einer der besten Mittelstürmer der Welt zu Lebzeiten und einer der größten Legenden des deutschen Fußballs sowie der Hamburger Schauspieler Jan Fedder. Einen Tag vor Silvester des Jahres 2019 schloss er für immer die Augen. Bekannt wurde der Mime u. a. durch die Krimiserie Großstadtrevier, der Hafenpastor oder das Kriegsdrama Das Boot von 1981. Weitere Promis wie beispielsweise Heinz Erhardt (u. a. Komiker, Komponist), der frühere Tagesschausprecher Karl-Heinz Köpcke, die Schauspieler:in Inge Meysel, Monica Bleibtreu, Hilde Sicks, Dietmar Mues, Dieter Pfaff, Kay Sabban, Henry Vahl oder Intendant Gustaf Gründgens haben dort ihre letzte Ruhe gefunden.

Nach etwa zwei Stunden Rundfahrt ging´s dann wieder in Richtung Lüneburg. Passend kam der Reisebus in den sog. „Feierabendverkehr“. Stau, Stau, Stau. Wie sagte Moderator Fritz Juschkus: „Das ist Hamburg live“. Nach rund zwei Stunden Rückfahrt waren alle Senioren glücklich, wieder daheim zu sein. Fritz Juschkus machte noch einmal auf die nächsten Events aufmerksam wie beispielsweise die Kaffeeklatschs am 10. April und 8. Mai und nicht zu vergessen die Fünftagefahrt ins Emsland vom 27. bis 31. Mai.

Der St. Pauli Elbtunnel. In diese Richtung geht´s zu den Landungsbrücken. Foto: jb
Die Jan-Fedder-Promenade an den Landungsbrücken. Foto: jb
Flaniermeile Landungsbrücken mit vielen Hafenrundfahrten und Gastronomie (hinten rechts: Die Elbphilharmonie). Foto: jb
Mittagessen im Café Fritz, unweit des Haupteingangs zum Ohlsdorfer Friedhof. Foto: jb
Bitte hier entlang. Foto: jb
Mensch und Tier im Gemeinschaftsgarten. Foto: jb
Dort ruhen Loki und Helmut Schmidt. Die Oldies stehen würdig vor dem Grab. Foto: jb
Die Grabstelle von Hamburgs Schauspieler Jan Fedder. Foto: jb
Blick in das Kolumbarium. Foto: jb
Karin Karsten-Licht als Expertin des Parkfriedhofes. Foto: jb
Die Elbe unweit der Landungsbrücken mit dem legendären "Michel" (l.), der Elbphilharmonie (r.) und dem Frachtsegelschiff "Rickmer Rickmers" (l. | grüner Anstrich) Foto: jb