52 „Oldies“ begeistert vom Moorbauern-Essen und Torfkahn- und Kremserfahrt
Von Jens Burmester
Gnarrenburg / Lüneburg. Die Herzen der 52 Senioren während der Tagesfahrt nach Gnarrenburg (15. August 2012) waren von ihm schnell erobert. Locker vom Hocker servierte er Döntjes, gepaart mit viel Wissenswertem über Gnarrenburg, die elf Moordörfer oder die Moorkolonisation: Die Rede ist von Heino Lütjen, Inhaber des Gasthofes „Zur Kreuzkuhle“ in Findorf.
Der 61-jährige „Plattsnacker“ war fast den ganzen Tag sachkundiger und gewiefter Reiseleiter (meist op platt), der seine Heimat wie seine Westentasche kennt. Während der gut einstündigen Rundreise hatte er mächtig was drauf, Applaus am laufenden Band. Eben ein Mann, der weiß, wie man Oldies für sich gewinnt und bestens unterhält. Auch an unseren umsichtigen und erfahrenen Busfahrer Heinz-Günther Rüter hatte er etwas parat. „Unter der Straße, die wir gerade befahren, befindet sich noch vier Meter Moor, ein Wunder, dass Heinz-Günther noch nicht weggesackt ist“, brachte er die LSV-Touristen zum Lachen. Als wir durch die knapp 3.000 Einwohner zählende Gemeinde Gnarrenburg fuhren gab´s von Lütjen folgende Bemerkung: „Hier können wir alles einkaufen. Was wir nicht bekommen, brauchen wir auch nicht.“
Augustendorf, die tiefste Ortschaft, war ein weiteres Highlight unter dem Motto „Lachen tut gut“. Heino Lütjen: „Hier gibt es seit fünf Jahren eine Baustelle. In diesem Jahr feierte man das fünfjährige Bestehen“. Und so wurde die Tour, die auch durch den jüngsten Ort Vorsdorf (1934 entstanden) führte, zu einer erlebnisreichen Fahrt im Landkreis Rotenburg (Wümme). Danach knurrte der Magen unserer rüstigen Senioren. Lütjen und sein kulinarisches Team servierten das traditionelle Moorbauern-Essen (Knipp, also Hafergrütze mit Speck, Schweinebraten, Sülze & Hähnchenbrustfilet, frisches Feinbrot und herzhafte Bratkartoffeln, Apfelmus und Remoulade sowie grüne Götterspeise mit Vanillesoße). Und allen mundete es. „Ausgezeichnet“ war der einhellige Kommentar aller LSV-Aktivisten. Das freute natürlich auch das Küchenpersonal.
Nach dem reichlichen Buffet ging´s mit zwei Torfkähnen gut eine Stunde auf dem Fluß Hamme (ein 48 km langer Quellfluß der Lesum, ein Nebenfluß der Weser, der unter anderem das Teufelsmoor entwässert) von dem Gasthof bis zur vier Kilometer entfernten Hardeckelschleuse. Während der Fahrt in einem Kahn gab Skipper „Helmut“ Einblick in die Geschichte des Teufelsmoor, das größtenteils im Landkreis Osterholz-Scharmbeck nördlich von Bremen liegt und an den Landkreis Rotenburg (Gemeinde Gnarrenburg) grenzt. Nicht zu vergessen die Moorkolonisation. Spannend und ebenfalls mit einer starken Prise Humor trug „Helmut“ vor. Langeweile auf der beschaulichen, ruhigen Naturfahrt kam gar nicht erst auf. An der Hardeckelschleuse stiegen wir in den Kremser, eine vielsitzige Mietkutsche, um. Kremser ist benannt nach Simon Kremser (1775 – 1851), dem Erfinder des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs und der gleichnamigen Kutsche. Die Kremserfahrt führte uns unter anderem nach Ostersode zu der 1846 erbauten Windmühle, die bis 1956 mahlte. Einen weiteren Stopp legten wir ein, um den Klappstau im Giehlermoorer Schiffgraben live zu bestaunen.
Zurück im Gasthof freuten sich unsere „Oldies“ auf duftenden Kaffee und frischen Butterkuchen. Während des genüsslichen Kaffeetrinkens zog Heino Lütjen noch einmal alle Register seines Könnens. Mit dem Kurzvortrag zum Thema „Wie lange man auf Dorffesten säuft“ oder „Der schöne Mann“ wurden gnadenlos die Lachmuskeln der LSV-Senioren aufs Beste „strapaziert“. Und allen hat es prima gefallen. Wie sagt der Volksmund: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“.
Während der Rückfahrt nach Lüneburg wurde wie gewohnt auf dem Rastplatz „Busschewald“ der allerletzte Halt eingelegt. Nicht die „Siebersche Sause“ war angesagt, nein, Senioren-Freizeit-Mitglied Otto Frahm feierte jüngst seinen 85. Ehrentag. Da knallten die Sektkorken, Lady Sunshine freute sich mit ihm und seinen Kameraden. Und um 18.55 Uhr war das Ziel wieder erreicht: Das Vereinsheim an der Schützenstraße 31. Ein wunderschöner Tag ging zu Ende, ein erlebnisreicher sowieso mit bleibenden Erinnerungen. Vielleicht findet der eine oder andere wieder den Weg nach Gnarrenburg und Umgebung. Das Moor hat noch viel zu bieten.