Von Jens Burmester
Ein Vierteljahrhundert oder 9.125 Tage (2023) steht die Lüneburger SV für eine erfolgreiche Integrationsarbeit im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Herkunft. Am 1. Februar 1998, also vor 25 Jahren, war die Geburtsstunde der Kampfsportart Ringen und somit für die Integration im Verein. Die LSV betrat mit dieser Sportart Neuland. Seinerzeit waren viele Menschen erstaunt, dass der Verein Ringen anbot, eine Sportart, die in hiesiger Region bis dahin bedeutungslos war. Doch die Skeptiker wurden eines Besseren belehrt. Die Nachfrage von zahlreichen russischen Mitbürgern war enorm. Noch heute ist die LSV mit Ringen der einzige Klub im Kreissportbund Lüneburg (aktuell 160 Vereine), der den Kampfsport im Rahmen der Integration fortführt.
Großen Anteil an der positiven Entwicklung Ringen und Integration hatte Günter Dammann, der von 1990 bis 1992 und von 2000 bis 2004 als 2. Vereinsvorsitzender agierte, viele Jahre stellvertretender Landrat war, im Stadtrat, Kreistag für die CDU die Fäden zog und nicht zuletzt von 2004 bis 2007 vom LSB eingesetzter Stützpunktleiter in Lüneburg für das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ fungierte. Daraus resultierend wurde die LSV siebenmal als anerkannter Stützpunktverein ausgezeichnet. „Ich bin hocherfreut, dass die LSV nun auf 25 Jahre Integrationsarbeit zurückblicken kann. Mein großer Dank gilt allen Mitgliedern und Übungsleitern, die sich für einen enormen Zusammenhalt im Bereich Integration stark gemacht haben. Als Integrationsverein hat sich der Klub weit über die Kreisgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Viele Migranten:innen fanden im Verein ein neues Zuhause und pflegen ihre Sportart, sei es Ringen, Tanzen oder Fußball“, betonte Günter Dammann (79).
Auch sein Nachfolger, der noch amtierende Integrationsbeauftragte Jens Burmester, schließt sich den Worten seines Initiators an und ergänzt: „Der frühe Tod unseres Ringer-Gründers und Trainers Wladimir Chudjkakow im Dezember 2020 schmerzt sehr. Ihm ist es zu verdanken, dass er bei fast allen Wettkämpfen mit seinen Mattenkämpfern stets auf dem Treppchen stand bis auf einen Konkurrenzkampf ohne Medaillen. Das haute ihn förmlich um. Er liebte und lebte die Sportart Ringen. Der Diplom-Sportlehrer war 1974 russischer Meister im griechisch-römischen Stil. Ein besseres Übungsleiter-Vorbild gab es nicht. Sein Nachfolger Musa Bisultanov war 2014 der erste Deutsche Meister in der Vereinsgeschichte. Er gewann in München-Freising den Freistil-Titel. Letztendlich besteht eine gute Integrationsarbeit nur, wenn die Angebote wie bei der LSV aufeinander abgestimmt sind und eine systematische Verzahnung gewährleistet ist.“
Sechs Jahre nach Beginn der Integration erfolgte die Gründung der Sparte „Aerobic & Tanzen – Integration durch Sport“ in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Kaltenmoor.